Wie westliche Sanktionen in Syrien Unternehmen und Menschen schaden

»Eine Journalistin aus Deutschland sind Sie? Herzlich willkommen hier bei uns in Scheich Najjar, aber sagen Sie Ihrer Bundeskanzlerin, sie soll die Exportbedingungen für uns endlich lockern. Sehen Sie sich an, was für ein bürokratischer Aufwand betrieben werden muss, bis wir ein Ersatzteil für unsere Maschinen bestellen können!« In Begleitung seines persönlichen Assistenten ist Faisal Ghajar im Eilschritt in das Büro des Empfangschefs gekommen, um mich zu begrüßen. Zornesfalten stehen ihm auf der Stirn, als er den Sicherheits- und Empfangschef Bassam Dawalibi anweist, mir ein Schreiben zu zeigen. Der steckt mir rasch eine Corona-Schutzmaske mit der Inschrift »Al-Feisal Spinnery« zu, dann breitet er das Schreiben auf einem Tisch aus.

Die Reportage erschien im Neuen Deutschland und kann hier gelesen werden: nd 210128 Im Würgegriff

Verpasste Chancen für die Levante

Zehn Jahre nach den Aufständen in der arabischen Welt hat sich für die mehr als 400 Millionen Menschen nichts zum Guten geändert. Kriege im Jemen und in Libyen, Besatzung und Sanktionen in Syrien, Wirtschaftskrisen fast überall, Rüstungswettlauf am arabischen Golf, der unter erheblichem Druck von den USA in den letzten 20 Jahren im Rahmen des „Krieges gegen den Terror“ in eine Frontstellung zum Iran gebracht wurde.

Als sich im Dezember 2010 in der tunesischen Kleinstadt Sidi Bouzid der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi selbst angezündet hatte, richteten sich Kameras aus aller Welt auf das Land. Heute nehmen sich Menschen im Libanon und in Syrien das Leben, weil Wirtschaftskrise und Sanktionen ihnen und ihren Familien eine menschenwürdige Existenz unmöglich machen. Doch keine Kameras berichten, keine Politiker melden sich zu Wort. Außer einseitigen Analysen und Darstellungen, die nur die eigene Sichtweise bestätigen, geben hiesige Medien keinen Aufschluss darüber, warum der große Aufbruch in den arabischen Staaten scheiterte. Die Region werde absichtlich an ihrer Entwicklung gehindert, schreibt der libanesische Ökonom Ali Kadri, der an der Nationalen Universität von Singapur (NUS) lehrt.

Der Artikel erschien bei Telepolis und kann hier gelesen werden: 210117 Verpasste Chancen für die Levante

 

Der Vermittler

Am 3. Januar 2020 wurden der iranische General Kassem Soleimani, der Militärchef der irakischen Volksmobilisierungseinheiten Abu Mahdi Al-Muhandis und
ihrer Begleiter am Flughafen von Bagdad durch eine US-Drohne ermordet. Ein Jahr danach ist das US-Verbrechen im Mittleren Osten nicht vergessen. Bilder des prominenten Generals und Politikers Soleimani schmücken zahlreiche Straßen und Dörfer im Libanon. Auch in Syrien ist sein Gesicht allgegenwärtig. Politiker und Militärs
erinnerten kurz vor dem Jahrestag der Ermordung an den General der iranischen
»Revolutionsgarden«. Im Westen gilt Soleimani nach wie vor als Terrorist, in
der Region aber wird er – jenseits der mit dem Westen und Israel verbündeten
Golfstaaten – als Held und Vermittler geehrt.

Die Schwerpunktseite erschien in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-210103-Der-Vermittler

 

Kicken im Dunkeln

Die Kirche St. Georg im Aleppiner Ortsteil Sulaimanija liegt im Dunkeln. Hier spielen Kinder Fußball. Das Spielfeld lässt sich nur erahnen. Schatten huschen hin und her, man hört aufgeregtes Rufen. Als der Ball auf den Stufen des Kircheneingangs aufschlägt, ist blitzschnell ein junger Kicker da, um ihn wieder zurück auf das Spielfeld zu schießen. Dann verschwindet er johlend im Dunkel.

Ein Rückblick: Vier Jahre ist es her, dass am 22. Dezember 2016 nach offiziellen Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) 34.000 Personen aus dem Osten von Aleppo evakuiert wurden. Die Stadt war wieder unter Kontrolle der syrischen Streitkräfte, die von Russland, der libanesischen Hisbollah und dem Iran bei der Rückeroberung unterstützt worden waren. Bis heute ist unklar, wie viele der Personen Kämpfer, wie viele ausländische Offiziere und wie viele Zivilisten waren.

Der Beitrag aus Aleppo erschien am 29.12.2020 in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-201229-Kicken-im-Dunkeln

Weihnachten unter Sanktionen: Auf den Spuren der syrischen Christen

Für die Christen in Syrien fällt das diesjährige Weihnachtsfest glanzlos aus. Die farbig leuchtenden Dekorationen an Kirchen und Häusern, die früher Tausende in die christlichen Viertel zogen, um an dem Fest teilzunehmen, sind rar gesät. Die Preise für notwendige Alltagsgüter sind hoch, die US-Besatzung der syrischen Öl- und Gasressourcen, die Plünderung von Weizen, Öl und Baumwolle im Nordosten des Landes, Finanz- und Wirtschaftssanktionen von EU und USA verschärfen die Not der Menschen.

Der Beitrag erschien bei Russia Today Deutsch: https://de.rt.com/der-nahe-osten/111007-weihnachten-trotz-terror-und-sanktionen/

Keine Zukunft ohne Strom, Heizöl und Arbeit

Die Lage der Christen in Syrien ist äußerst schwierig. Wie die gesamte Bevölkerung leiden sie unter dem Mangel lebensnotwendiger Gebrauchsgüter und unter horrenden
Preissteigerungen. Wer kann, sucht das Weite und geht ins Ausland.

Die Reportage erschien in der Berliner Tageszeitung Neues Deutschland: nd 201223 Keine Zukunft ohne Strom, Heizöl und Arbeit

Maximaler Druck, Jahresrückblick Syrien

Nach zehn Jahren Krieg ist in Syrien die militärische Konfrontation einem harten Wirtschaftskrieg gewichen, der von den USA und der EU mit ihren Verbündeten durch einseitig verhängte wirtschaftliche Strafmaßnahmen und das Mitte Juni erlassene US-Caesar-Gesetz geführt wird. Letzteres richtet sich auch gegen Unternehmen, Einzelpersonen und Staaten, die mit Syrien wirtschaftlich und politisch kooperieren.
Flankiert wird dieser Wirtschaftskrieg von zahlreichen Unterstellungen und Anschuldigungen gegen die syrische Regierung mit dem Ziel, diese international zu isolieren. Die Führung um Präsident Baschar Al-Assad wird von syrischen Auslandsoppositionellen und deren westlichen Gastländern in Medien, Büchern, Dokumentationen, Artikeln und Interviews mit Anklagen und Gerichtsverfahren konfrontiert, um die öffentliche Meinung im Westen negativ zu beeinflussen.

Der Jahresrückblick erschien in der Berliner Tageszeitung Junge Welt am 21.12.2020: jw-201221-Jahresrückblick-Syrien-Maximaler-Druck

Corona raubt den Kindern die Zukunft – Libanon steckt in einer tiefen Krise, die Schüler des Landes bekommen die Auswirkungen schmerzhaft zu spüren

In den Hügeln über Saida liegt das Dorf Houmine. Hier wohnt der zwölfjährige Karem. 221 Jungen und Mädchen gehen in seine Schule. Sie sei sein »zweites Zuhause«, sagt der Junge. »Ich vermisse sie.« Karem hat zwar ein Handy, aber nicht immer Strom und auch nicht immer eine Internetverbindung. Einen Computer kann die Familie sich nicht leisten. Als die Schule Anfang März geschlossen wurde, standen viele Kinder ohne jede Verbindung da. »Wir haben unser Schuljahr als »WhatsApp-Klasse« beendet«, erzählt Karem weiter. Er habe alle Prüfungen mit guten Noten bestanden, »aber nicht so gut, wie wenn wir normalen Unterricht gehabt hätten«.

Die Reportage über die Schulkinder im Libanon erschien im Neuen Deutschland, Berlin:nd 201110 Corona raubt den Kindern die Zukunft-komprimiert (1)

Feuer in Syrien – Gezielte Zerstörung

Etwa 60 Prozent der syrischen Landwirtschaft seien bereits ganz oder teilweise zerstört, sagen Beobachter. Zu den Kriegsschäden kommen noch verheerende Brände. Sanktionen von EU und USA verschärfen zusätzlich eine Nahrungskrise in Syrien: Dem Krieg gegen Syrien folgt der Wirtschaftskrieg.

Mehr als 150 Feuer flammten Anfang Oktober in den syrischen Küstenprovinzen Latakia und Tartus auf. Innerhalb von vier Tagen waren 179 Dörfer und forstwirtschaftliche Betriebe ganz oder teilweise beschädigt. 40.000 Familien waren betroffen, drei Menschen starben, 80 Menschen wurden mit teilweise schweren Verbrennungen ärztlich behandelt. Häuser und Eigentum waren ganz oder teilweise zerstört. Tiere, Ernten, Felder, Wälder und Naturreservate waren verbrannt.

Nachdenkseiten.de: https://www.nachdenkseiten.de/?p=66697. 

Auch als Podcast verfügbar.

Wechsel im Weißen Haus – Aus dem Westen nichts Neues für Nahost

Joe Biden nimmt als zukünftiger Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bereits Glückwünsche entgegen, doch juristische Auseinandersetzungen und mögliche innere Unruhen in den USA könnten die Bildung einer neuen Administration hinauszögern. Das betrifft auch die zukünftige Außenpolitik des Landes, die wesentlich davon abhängen wird, wer den Posten des obersten US-Diplomaten übernehmen wird. Das internationale Magazin Politico hat eine Liste möglicher Kandidatinnen und Kandidaten vorgelegt, die hinter den Kulissen seit Monaten untereinander um die Führung in „Foggy Bottom“ – wie der Sitz des US-Außenministeriums in Washington auch genannt wird – konkurrieren.

Der Betrag kann bei RT Deutsch nachgelesen werden: https://kurz.rt.com/2c2m