Im Gespräch: Die Lage im Nahen und Mittleren Osten

Die Situation im Nahen Osten hat sich in den vergangenen Wochen enorm zugespitzt. Nach den beiden Anschlägen Israels auf hochrangige Vertreter der Hamas und des Iran ist die Gefahr eines Flächenbrandes größer denn je. Auch der Krieg in Palästina scheint nach den gescheiterten Friedensverhandlungen in Kairo nicht am Verhandlungstisch lösbar zu sein. Die Angriffe Israels gehen unvermindert weiter, ein Ende ist weiterhin nicht in Sicht. Wie gefährlich ist die gegenwärtige Lage und welche Möglichkeiten einer friedlichen Lösung stehen zur Verfügung?

Darüber sprach Flavio von Witzleben mit der Nahost-Korrespondentin Karin Leukefeld, die seit über zwanzig Jahren aus der umkämpften Region berichtet und erst kürzlich im Südlibanon war, um sich ein eigenes Bild der Lage zu machen. Im Gespräch berichtet sie von ihren Erfahrungen an der „Blauen Linie“, die einst von der UN als Demarkationslinie gezogen wurde. Des Weiteren geht sie auf die Situation der Palästinenser ein, wobei sie die humanitäre Lage, die lebensgefährliche Arbeit von Journalisten und den Überlebenskampf der Menschen skizziert.

Zum Gespräch: https://apolut.net/im-gespraech-karin-leukefeld/

Die „Blaue Linie“ brennt – Hisbollah übt Vergeltung

Die »Blaue Linie« brennt. Am Sonntagmorgen eskalierte der militärische Schlagabtausch zwischen Israel und dem Islamischen Widerstand, einem Bündnis um die libanesische Hisbollah. Israelischen Medien zufolge sollen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Kriegsminister Yoav Gallant persönlich den Angriff beaufsichtigt haben. Tausende Raketen und Abschussrampen seien zerstört worden, hieß es aus Tel Aviv. Basierend auf Informationen des militärischen Geheimdienstes, habe man einen »Präventivangriff« gegen den Süden des Libanon ausgeführt, um einen »unmittelbar bevorstehenden« Angriff der libanesischen Hisbollah zu vereiteln.
In einer offiziellen schriftlichen Erklärung am Sonntagnachmittag teilte die Hisbollah
gegenüber Medien mit, die Organisation habe den Vergeltungsschlag für den Mord an
Fouad Shokr aus »politischen Erwägungen« hinausgezögert, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Konkret wurden die laufenden Gespräche für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von israelischen und palästinensischen Gefangenen genannt. Zudem habe die Hisbollah »daran gearbeitet«, mit ihrer Reaktion auf den Mord an Fouad Shukr keinen regionalen Krieg auszulösen.

Weiterlesen: zlv 240827 Die Blaue Linie brennt

Israelische Kriegseskalation auf den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen

Eine Explosion auf einem Fußballplatz in dem kleinen Ort Majdal Shams Ende Juli tötete 12 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 – 20 Jahren. Der Ort liegt unterhalb des Jbeil Scheich (Berg Hermon) auf den von Israel völkerrechtswidrig besetzten und annektierten syrischen Golanhöhen. In dem Ort leben syrische Drusen und Christen. Ein Augenzeuge berichtete, es habe Raketenalarm gegeben und die Kinder seien auf einen Schutzraum zugelaufen. Auf dem Weg dorthin seien sie getroffen worden.

In israelischen „sozialen Medien“ wurde umgehend die libanesische Hisbollah beschuldigt. Die Hisbollah wies den Vorwurf postwendend zurück. Ein Hisbollah-Vertreter sagte gegenüber der UN-Mission im Libanon, UNIFIL, die Explosion sei vermutlich durch eine fehlgeleitete israelische Abfangrakete ausgelöst worden.

Knapp zwei Wochen nach dem Ereignis in Majdal Shams kam es in dem nordisraelischen Ort Nahariya am 6. August zu einem ähnlichen Vorfall. Die Tageszeitung Times of Israel berichtete, 19 Personen seien an besagtem Dienstag (6.8.24) verletzt worden, nachdem eine Hisbollah-Drohne den Westen von Galiläa angegriffen habe. Doch noch am gleichen Tag räumte die israelische Luftwaffe gegenüber der Tageszeitung Maariv ein, die Verletzungen der betroffenen Personen seien durch eine fehlgeleitete israelische Abfangrakete verursacht worden. „Nach ersten Ermittlungen scheint es sich um eine technische Fehlfunktion der Rakete zu handeln, nachdem diese auf die Drohne abgefeuert wurde und diese verfehlte“, hieß es in dem Maariv-Artikel. Die Raketen des Abfangsystems Iron Dome seien so programmiert, dass sie sich in der Luft selbst zerstören, sollten sie ihr Ziel – in diesem Falle die von der Hisbollah abgefeuerte Drohne – verfehlen. „Es ist nicht klar, warum die Rakete die Drohne verpasst hat und warum sie sich nicht selbst in der Luft zerstört hat.“

Die israelische Luftwaffe kann die technische Fehlfunktion einer Abfangrakete des Iron Dome feststellen. Was also geschah in Majdal Shams?

Der Artikel kann bei globalbridge.ch weitergelesen werden:  https://globalbridge.ch/israel-betreibt-auch-auf-den-von-israel-besetzten-syrischen-golanhoehen-die-kriegseskalation/

Südlibanon: Verbranntes Land

„Wo wollen Sie hinfahren, wen wollen Sie treffen?“, fragt der Beamte der Südlichen Region in Saida. „Ich möchte mit der Bevölkerung sprechen“, so die Autorin. „Es geht um die Folgen der israelischen Angriffe auf die ländlichen Gebiete mit weißem Phosphor und die Folgen für die Bevölkerung. Sicherlich können doch die Mitarbeiter des Zivilschutzes darüber Auskunft geben.“ Ob es möglich sei, nach Naqura zu fahren? Aus der Umgebung gebe es viele Berichte über solche Angriffe. Der Offizier überlegt kurz und sagt dann, Naqura sei nicht sicher. Erst am Morgen habe Israel in der Umgebung wieder bombardiert. „Fahren Sie Richtung Marjayoun. In Ibil al Saqi finden Sie das Hotel Dana, wo viele Journalisten wohnen. Dort werden Sie Ansprechpartner finden.“

Weiterlesen: https://www.nachdenkseiten.de/?p=118916

Die Reportage basiert auf Recherchen der Autorin im Südlibanon am 18. Juli 2024

Gaza: Israels konsequente Ermordung der Menschen geht unbehindert weiter

Am 6. Mai 2024 begann die israelische Armee eine Bodenoffensive auf die Stadt. Zwei Monate später präsentiert das Militär ausländischen Journalisten stolz das Ergebnis seines Angriffs: Rafah liegt in Schutt und Asche. Israelische Soldaten mit Sturmgewehr und Maske posieren zwischen den Trümmern für die Fotografen. Die UNO spricht von möglicherweise 50.000 Palästinensern, die dort noch ausharren. Zu sehen sind sie nicht.

Noch im Februar hatte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock über soziale und Medienkanäle die Welt wissen lassen, dass sich „1,5 Millionen Menschen (in Rafah) nicht einfach in Luft auflösen“ könnten. „Eine Offensive der israelischen Armee auf Rafah wäre eine humanitäre Katastrophe mit Ansage“, so Baerbock. Die Kinder müßten geschützt werden, Hilfsgüter müßten zu den Menschen gelangen.

Wo auch immer die 1,5 Millionen Menschen aus Rafah sein mögen, sie werden weiter täglich angegriffen. Täglich werden im gesamten Gazastreifen Zeltlager, Notunterkünfte in Schulen, Menschen in bereits zerbombten Ruinen und Flüchtlingslagern von der israelischen Armee bombardiert. Täglich sterben Dutzende Menschen, täglich verlieren mindestens 10 Kinder durch die Angriffe Arme, Beine, Hände, Füsse.

Weiterlesen: https://globalbridge.ch/israels-konsequente-ermordung-der-menschen-in-gaza-geht-unbehindert-weiter/

 

Reden vom Krieg

Wird es Krieg gegen den Libanon geben? Israel will das Land „in die Steinzeit“ zurück bomben. Die Hisbollah will keinen Krieg, sondern Waffenstillstand in Gaza. Die USA und die NATO-Länder senden widersprüchliche Signale aus.

Die Libanesen rätseln, ob Israel den Angriff auf ihre Heimat wagen wird und ob man den USA vertrauen kann, wenn deren Abgesandte sagen, man wolle Israel von dem Krieg abhalten. In Washington lautete vor wenigen Tagen die Botschaft des Pentagons an den israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant, dass ein erneuter Krieg zwischen Israel und der Hisbollah „leicht ein regionaler Krieg werden“ könne, „mit schrecklichen Auswirkungen für den Mittleren Osten.“

Der Bundesnachrichtendienst sandte eine hochrangige Delegation nach Beirut, um mit dem stärksten politischen und militärischen Akteur in der Region zu reden, mit der Hisbollah.

Der Beitrag kann hier gelesen werden: https://www.nachdenkseiten.de/?p=117606

 

Unsichere Hoffnung auf eine gute Zukunft

Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten untergraben das Recht auf Bildung.

Aleppo, Juni 2024. Das Schuljahr geht zu Ende. Vor den langen Sommerferien bereiten die Schüler in Syrien sich auf die Prüfungen vor. Für die Älteren geht es um das Abitur, um das Baccalaureat, für die anderen um die Jahresabschlusszeugnisse. Das zentralistische Schulsystem ist ein Relikt aus der Zeit des französischen Mandats (1920-1946), das die Syrer, wie auch die Libanesen, beibehalten haben. In anderen Teilen der arabischen Welt, die vom britischen Mandat oder – nach dem 2. Weltkrieg – von den USA geprägt wurden, herrschen britische oder US-amerikanische Schulsysteme vor.

Die Reportage aus Aleppo kann bei den Nachdenkseiten gelesen werden: https://www.nachdenkseiten.de/?p=117489

Wird es Krieg geben? Der Libanon steht vor einer ungewissen Zeit

Die Libanesen rätseln, ob Israel den Angriff auf ihre Heimat wagen wird und ob man den USA vertrauen kann, wenn deren Abgesandte sagen, man wolle Israel von dem Krieg abhalten. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock war in Beirut – und kaum jemand hat es gemerkt.  Westliche Medien zitieren aktuell US-amerikanische Geheimdienstkreise, die einen Krieg Israels gegen den Libanon in wenigen Tagen bis wenigen Wochen für möglich halten. Der israelische Kriegsminister Yoav Gallant, der sich zur Zeit in Washington aufhält, warb bei der USA-Führung um Unterstützung für
diesen Krieg. Offiziell winken die Militärs und auch Pentagon- Chef Lloyd Austin ab und
erklärten, es müsse eine Verhandlungslösung im Gaza-Krieg geben, um einen Krieg
gegen den Libanon zu vermeiden.
Das Spiel mit dem Feuer wird allerdings vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu aktuell weiter eskaliert. Täglich werden Wohnhäuser, Fahrzeuge, landwirtschaftliche Gebiete im Südlibanon attackiert, jeden Tag sterben Angehörige der
Hisbollah – mit Stand vom 28. Juni bereits 356 Tote – und jeden Tag sterben weitere
Zivilisten. Die libanesische Hisbollah hat angekündigt, im Fall eines israelischen Angriffs
auf den Libanon »ohne Regeln und ohne Obergrenze « den Krieg nach Israel zu tragen. Es werde dann keinen sicheren Ort in Israel geben.

Weiterlesen: zlv 240629 Wird es Krieg im Libanon geben

Arbeit und Brot – EU und USA behindern den Wiederaufbau Syriens

Ohne die einseitigen wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen von EU und USA wäre Syrien längst eine große Baustelle. Anfang Juni 2024 fand in Damaskus zum 21. Mal die Buildex statt, eine internationale Bauausstellung. Ausstellungsort war das Internationale Messegelände entlang der Flughafenautobahn. Anfang der 2000er-Jahre, kurz nachdem der junge Bashar al Assad syrischer Präsident geworden war, war die Messe noch unterhalb der Universität auf dem alten Messegelände im Stadtzentrum von Damaskus. Das ist inzwischen viel zu klein geworden.

Weiterlesen: https://www.nachdenkseiten.de/?p=117129

Gaza im Juni 2024 – Der Krieg geht weiter

Trotz Anordnungen des UN-Sicherheitsrates und des Internationalen Gerichtshofes, die Angriffe in Gaza zu stoppen, zu verhandeln und Hilfsgüter für die Menschen über die gesperrten Grenzübergänge fahren zu lassen, trotz täglicher Mahnungen und Appelle seiner Partner in den USA und Deutschland, trotz Vorschlägen und Angeboten aus China, Russland und der Arabischen Liga, trotz Verhandlungen der Geheimdienste aus Israel/USA und aus Ägypten/Katar, setzt Israel den Krieg gegen die Palästinenser fort. Selbst die täglichen, zornigen Proteste der eigenen Bevölkerung, die immer größer werden und einen Waffenstillstand fordern, um ihren nach Gaza entführten Angehörigen eine Überlebenschance und die Perspektive auf Freiheit zu geben, stimmen den israelischen Kriegschef Benjamin Netanyahu nicht um.

Man kämpfe „um die Existenz des jüdischen Staates“, so sein Mantra. Tatsächlich kämpft Netanyahu nicht um Israel, sondern um sein eigenes Schicksal. Endet der Krieg, wird er sich als Regierungschef nicht nur für die Massaker in Gaza und das moralische und militärische Versagen der eigenen Armee verantworten müssen. Er wird die Verantwortung dafür übernehmen müssen, dass der palästinensische Angriff am 7. Oktober 2023 geschehen konnte. Politisch, militärisch und geheimdienstlich hat die israelische Regierung Netanyahu vor, an und nach diesem Tag versagt. Warnungen der eigenen Soldaten in den hypermodernen Überwachungszentren um Gaza wurden nicht ernst genommen.

Weiterlesen: https://globalbridge.ch/gaza-im-juni-2024-wie-schon-seit-acht-monaten-es-ist-krieg-und-die-westliche-welt-schaut-weg/