Wie weiter in Syrien?

Die Unsicherheit in Syrien hält an. Die Lage in der nordwestlichen Provinz Idlib bleibt ungelöst. Unklar ist auch, wie es im Nordosten des Landes weitergehen soll. Dort liegen die Öl- und Gasvorkommen Syriens, die von US-Soldaten besetzt gehalten werden. Die syrischen Kurden bewachen rund 12.000 IS-Kämpfer und werden dafür von europäischen Staaten und den USA unterstützt. Das Land braucht dringend Wiederaufbauhilfe für den Bau von Wohnungen, Schulen, Krankenhäusern und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Hier könnte Europa helfen, müßte aber seine Politik gegenüber Syrien ändern. Noch beharrt Europa mit den USA auf der politischen Isolation Syriens und den einseitig von ihnen verhängten wirtschaftlichen Strafmaßnahmen (Sanktionen).

Ein Online-Lichtbildvortrag in der VHS Essen in Kooperation mit dem Essener Friedensforum: https://www.youtube.com/watch?v=PNIOVP8yy6c&feature=youtu.be

 

Eine traumatische Erfahrung

Der Libanon ist in einer schwierigen Situation. Auf den Menschen lasten fortlaufende politische Probleme, eine Wirtschafts- und Finanzkrise, die vielen Arbeit und Erspartes stahl. Die Coronapandemie hat das Land bereits fünf Mal in einen totalen Lockdown gezwungen, Wirtschaftssanktionen gegen das Nachbarland Syrien gehen auch am Zedernstaat nicht spurlos vorbei. Internationale Hilfsorganisationen wussten nicht, wo sie anfangen sollten, um den Menschen zu  helfen, als sich vor rund sechs Monaten im Hafen von Beirut eine schwere Explosion ereignete. Umliegende Stadtteile wurden verwüstet, Schulen, Krankenhäuser zerstört. Auch in weiter entfernt liegenden Stadtteilen waren Häuser und Menschen schwer betroffen. Mehr als 300.000 Menschen wurden obdachlos, darunter etwa 80.000 Kinder. Was bedeutet das alles für die Kinder?

Ein Interview mit Mitarbeiterinnen des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz im Libanon und einige Einblicke in den Alltag von Kindern: nd-210216-Kinder-im-Libanon-komprimiert

Die aktuelle Lage in Syrien – Ein Gespräch mit der Wiener Zeitschrift INTERNATIONAL

Ein Gespräch mit Fritz Edlinger von INTERNATIONAl, der Zeitschrift für internationale Politik (Wien), über die aktuelle Lage in Syrien. Ausführlich geht es um die Lage im Nordosten Syriens, wo nach der militärischen Niederlage des Islamischen Staates ein kompliziertes System von unterschiedlichen Interessen etabliert worden ist. Große Teile des Gebietes werden von den kurdisch dominierten Demokratischen Kräften Syriens (SDF) kontrolliert und verwaltet, die sich ihrerseits auf die Unterstützung der ebenfalls in der Region anwesenden US-amerikanischen Einheiten verlassen können. Die US-Einheiten schützen vor allem die Ölförderanlagen in der Region, welche von einem US-amerikanischen Unternehmen ausgebeutet werden. Von einem Abzug der US-Truppen kann keine Rede sein, die US-Armee baut ihre Positionen in der Region aus. Thema ist darüber hinaus auch die Situation in den beiden Gefangenenlagern von Al Hol und Roj.

Das Gespräch: https://www.youtube.com/watch?v=Z5V-SEKzIqU&feature=youtu.be

Mehr von INTERNATIONAL, der Wiener Zeitschrift für internationale Politik: https://www.youtube.com/channel/UCXYKYEYgk1ntGNJgJv9JhNA/videos

Wie die Interessen des Westens in Syrien den Menschen die Luft abschnüren

Allmonatlich wird über „die politische Lage in Syrien“ im UN-Sicherheitsrat debattiert. Am 9. Februar 2021 war es hinter verschlossenen Türen wieder so weit. In einer „nicht öffentlichen“ Videositzung informierte der UN-Sonderberichterstatter Geir O. Pedersen über den Fortgang der UN-gesponserten Syrien-Gespräche in Genf und rief die Anwesenden zu „konstruktiver internationaler Diplomatie“ auf.

„Mehr denn je“ sei er „überzeugt, dass ohne diese kein Weg wirklich weiter führen wird“.  Es gäbe kaum Vertrauen und wenig politischen Willen, Kompromisse zu finden, und „es gibt einen Mangel an politischem Raum, um Kompromisse einzugehen“. Vieles, was für die verschiedenen Seiten wichtig sei, habe nichts mit der Verfassung zu tun und „liegt noch nicht einmal in den Händen der Syrer selbst“, so Pedersen. „Es muss verhandelt werden“, das wisse jeder in Syrien und außerhalb. „Aber die meisten Akteure scheinen nur daran interessiert zu sein, dass sich die andere Seite zuerst bewegt.“

Der Beitrag erschien bei RT Deutsch: https://kurz.rt.com/2f9s

Die Levante im westlichen Würgegriff

Im Gespräch mit Sabine Kebir von Weltnetz TV geht es zunächst um die Wirtschafts- und Finanzkrise im Libanon, durch die sich die Lage der Bevölkerung dramatisch verschlechtert hat. Hinzu kommen die Auswirkungen westlicher Sanktionen und die syrisch-libanesische Grenzschließung wegen Corona. Ausführlich geht es um die schwierige Lage der syrischen Christen, die Karin Leukefeld  zu Weihnachten in verschiedenen Teilen des Landes besucht hat.  Viele sind nicht in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Leukefeld zeigt Fotos von zerstörten Kirchen und Häusern christlicher Familien, die – ähnlich wie Geschäfte und Wohnungen von Juden im 3. Reich – durch Sympathisanten der Djihadisten  gekennzeichnet und deren Bewohner dann verschleppt wurden. Viele christliche Familien nehmen Einwanderungsangebote westlicher Staaten an, allen voran Kanada. Manche äußern die Vermutung, „dass unsere Gesellschaft zerstört werden soll“. Der Westen hat die Wiege der eigenen Zivilisation verraten:  die Urchristen in Palästina, Irak und Syrien.

Weltnetz TV: https://weltnetz.tv/video/2449-die-levante-im-westlichen-wuergegriff

Thema Syrien: Ein Land trotzt westlicher Sanktionspolitik

Foto Karin L.eukefeld, Ein Junge packt Essen ein. Tadmur/Palmyra Dezember 2020

Syrien Ende Dezember 2020. Der strahlend blaue Himmel wölbt sich über dem Antilibanon-Gebirge nordwestlich von Damaskus. Nach langen Wartestunden ist es gelungen, den Tank des Wagens mit ausreichend Benzin zu füllen, im Kofferraum steht ein alter Blechkanister mit weiteren 20 Litern Ersatz. Wir sind auf dem Weg Richtung Norden. Auf der Reiseroute stehen Orte mit alteingesessener christlicher Bevölkerung: Maalula, Homs, Tadmur und Karjatain und schließlich Aleppo. Ein Besuch im Kloster Deir Mar Musa wird von der Klostergemeinschaft abgelehnt: »Wir empfangen niemanden«, sagt Schwester Huda am Telefon. »Das ist eine Sicherheitsvorkehrung gegen das Coronavirus.“

Die Reportage erschien hier: jW-Thema_210128_Syrien_Reportage

Wie westliche Sanktionen in Syrien Unternehmen und Menschen schaden

»Eine Journalistin aus Deutschland sind Sie? Herzlich willkommen hier bei uns in Scheich Najjar, aber sagen Sie Ihrer Bundeskanzlerin, sie soll die Exportbedingungen für uns endlich lockern. Sehen Sie sich an, was für ein bürokratischer Aufwand betrieben werden muss, bis wir ein Ersatzteil für unsere Maschinen bestellen können!« In Begleitung seines persönlichen Assistenten ist Faisal Ghajar im Eilschritt in das Büro des Empfangschefs gekommen, um mich zu begrüßen. Zornesfalten stehen ihm auf der Stirn, als er den Sicherheits- und Empfangschef Bassam Dawalibi anweist, mir ein Schreiben zu zeigen. Der steckt mir rasch eine Corona-Schutzmaske mit der Inschrift »Al-Feisal Spinnery« zu, dann breitet er das Schreiben auf einem Tisch aus.

Die Reportage erschien im Neuen Deutschland und kann hier gelesen werden: nd 210128 Im Würgegriff

Verpasste Chancen für die Levante

Zehn Jahre nach den Aufständen in der arabischen Welt hat sich für die mehr als 400 Millionen Menschen nichts zum Guten geändert. Kriege im Jemen und in Libyen, Besatzung und Sanktionen in Syrien, Wirtschaftskrisen fast überall, Rüstungswettlauf am arabischen Golf, der unter erheblichem Druck von den USA in den letzten 20 Jahren im Rahmen des „Krieges gegen den Terror“ in eine Frontstellung zum Iran gebracht wurde.

Als sich im Dezember 2010 in der tunesischen Kleinstadt Sidi Bouzid der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi selbst angezündet hatte, richteten sich Kameras aus aller Welt auf das Land. Heute nehmen sich Menschen im Libanon und in Syrien das Leben, weil Wirtschaftskrise und Sanktionen ihnen und ihren Familien eine menschenwürdige Existenz unmöglich machen. Doch keine Kameras berichten, keine Politiker melden sich zu Wort. Außer einseitigen Analysen und Darstellungen, die nur die eigene Sichtweise bestätigen, geben hiesige Medien keinen Aufschluss darüber, warum der große Aufbruch in den arabischen Staaten scheiterte. Die Region werde absichtlich an ihrer Entwicklung gehindert, schreibt der libanesische Ökonom Ali Kadri, der an der Nationalen Universität von Singapur (NUS) lehrt.

Der Artikel erschien bei Telepolis und kann hier gelesen werden: 210117 Verpasste Chancen für die Levante

 

Der Vermittler

Am 3. Januar 2020 wurden der iranische General Kassem Soleimani, der Militärchef der irakischen Volksmobilisierungseinheiten Abu Mahdi Al-Muhandis und
ihrer Begleiter am Flughafen von Bagdad durch eine US-Drohne ermordet. Ein Jahr danach ist das US-Verbrechen im Mittleren Osten nicht vergessen. Bilder des prominenten Generals und Politikers Soleimani schmücken zahlreiche Straßen und Dörfer im Libanon. Auch in Syrien ist sein Gesicht allgegenwärtig. Politiker und Militärs
erinnerten kurz vor dem Jahrestag der Ermordung an den General der iranischen
»Revolutionsgarden«. Im Westen gilt Soleimani nach wie vor als Terrorist, in
der Region aber wird er – jenseits der mit dem Westen und Israel verbündeten
Golfstaaten – als Held und Vermittler geehrt.

Die Schwerpunktseite erschien in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-210103-Der-Vermittler

 

Kicken im Dunkeln

Die Kirche St. Georg im Aleppiner Ortsteil Sulaimanija liegt im Dunkeln. Hier spielen Kinder Fußball. Das Spielfeld lässt sich nur erahnen. Schatten huschen hin und her, man hört aufgeregtes Rufen. Als der Ball auf den Stufen des Kircheneingangs aufschlägt, ist blitzschnell ein junger Kicker da, um ihn wieder zurück auf das Spielfeld zu schießen. Dann verschwindet er johlend im Dunkel.

Ein Rückblick: Vier Jahre ist es her, dass am 22. Dezember 2016 nach offiziellen Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) 34.000 Personen aus dem Osten von Aleppo evakuiert wurden. Die Stadt war wieder unter Kontrolle der syrischen Streitkräfte, die von Russland, der libanesischen Hisbollah und dem Iran bei der Rückeroberung unterstützt worden waren. Bis heute ist unklar, wie viele der Personen Kämpfer, wie viele ausländische Offiziere und wie viele Zivilisten waren.

Der Beitrag aus Aleppo erschien am 29.12.2020 in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-201229-Kicken-im-Dunkeln