Die Kirche St. Georg im Aleppiner Ortsteil Sulaimanija liegt im Dunkeln. Hier spielen Kinder Fußball. Das Spielfeld lässt sich nur erahnen. Schatten huschen hin und her, man hört aufgeregtes Rufen. Als der Ball auf den Stufen des Kircheneingangs aufschlägt, ist blitzschnell ein junger Kicker da, um ihn wieder zurück auf das Spielfeld zu schießen. Dann verschwindet er johlend im Dunkel.
Ein Rückblick: Vier Jahre ist es her, dass am 22. Dezember 2016 nach offiziellen Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) 34.000 Personen aus dem Osten von Aleppo evakuiert wurden. Die Stadt war wieder unter Kontrolle der syrischen Streitkräfte, die von Russland, der libanesischen Hisbollah und dem Iran bei der Rückeroberung unterstützt worden waren. Bis heute ist unklar, wie viele der Personen Kämpfer, wie viele ausländische Offiziere und wie viele Zivilisten waren.
Der Beitrag aus Aleppo erschien am 29.12.2020 in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-201229-Kicken-im-Dunkeln
Für die Christen in Syrien fällt das diesjährige Weihnachtsfest glanzlos aus. Die farbig leuchtenden Dekorationen an Kirchen und Häusern, die früher Tausende in die christlichen Viertel zogen, um an dem Fest teilzunehmen, sind rar gesät. Die Preise für notwendige Alltagsgüter sind hoch, die US-Besatzung der syrischen Öl- und Gasressourcen, die Plünderung von Weizen, Öl und Baumwolle im Nordosten des Landes, Finanz- und Wirtschaftssanktionen von EU und USA verschärfen die Not der Menschen.