»Oh, wir haben heute Abend einen Tisch im Four Season Hotel reserviert«, lacht Hanan und klatscht in die Hände. »Wir alle hier werden mit unseren Familien dort sein und richtig gut ins neue Jahr hineinfeiern.« Der Arbeiter zwinkert mit den Augen, seine Kollegen grinsen verschmitzt und brechen dann in lautes Gelächter aus. »Hast
du das etwa geglaubt? Da haben wir dich schön auf den Arm genommen!«
Hanan und seine Kollegen arbeiten in einem kleinen Familienhotel im Zentrum von
Damaskus. Sie sind Kurden aus Afrin und arbeiten, wie schon ihre Väter, in Damaskus.
In Afrin haben sie noch immer ihre Häuser und Gärten. Früher ging es ihnen gut,
mit der Olivenernte, die jeden Herbst ordentlich Geld in ihre Familienkassen spülte. Doch seit 2018 ist Afrin unter Kontrolle der Armee der Türkei und von regierungsfeindlichen, von der Türkei bezahlten Söldnern, die vor zehn
Jahren versuchten, Homs und Aleppo unter ihre Kontrolle zu bringen, um dann Damaskus zu stürmen und die Regierung von Baschar al-Assad zu stürzen.
Die Reportage über den Jahreswechsel in Damaskus erschien in der Luxemburger Zeitung vom Laetzebuerger Vollek am 4. Januar 2022: zlv-220104-Neujahr-ohne-Perspektive.