Nach dem Krieg das Erdbeben

Am frühen Montagmorgen um 3.20 Uhr (Ortszeit Beirut) wurde die östliche Mittelmeerregion von einem schweren Erdbeben erschüttert. Das Epizentrum unweit der südosttürkischen Stadt Kahramanmaraş lag etwa 20 Kilometer unter der Erdoberfläche, das Beben wurde mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala gemessen. In den türkischen Städten Kahramanmaraş, Malatya, Gaziantep, Diyarbakır und İskenderun stürzten viele Häuser ein. In Syrien waren vor allem Aleppo und Idlib sowie die Küstenstädte Latakia, Jableh und Tartus betroffen. Das Beben war entlang der gesamten Küstenregion der Levante bis zum Gazastreifen und auf Zypern zu spüren.

Der Bericht erschien in der Berliner Tageszeitung Neues Deutschland, nd.Der Tag am 7.2.2023: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170771.tuerkei-syrien-syrien-nach-dem-krieg-kam-das-erdbeben.html

Syrien wird erstickt

Westliche Besatzung und einseitige Strafmaßnahmen verletzten die syrische Souveränität und das Völkerrecht.

Die Autobahn nach Aleppo ist ungewöhnlich leer. Ab und zu sind Busse oder Lastwagen zu sehen, PKWs kaum. Benzin und Diesel sind rar und teuer geworden in Syrien, Nah-, Regional- und Fernverkehr können die Menschen sich nicht mehr leisten. Obst und Gemüse, Weizen oder Milchprodukte sind sehr teuer, weil für den Transport und die Verarbeitung der Einsatz von Maschinen und Öfen erforderlich ist, die ohne Strom oder Treibstoff nicht funktionieren. Die kleinen Service-Busse, die die Vororte der Großstädte
mit den Zentren verbinden, stehen in langen Schlangen vor den Tankstellen, um einige Liter Treibstoff zu erhalten. Fahrgäste, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen
sind, weil sie kein Benzin mehr für ihre eigenen Autos kaufen können, müssen lange auf einen Transport warten.

Die Reportage aus Aleppo wurde am 7. Februar in der Luxemburger Zeitung vum Laetzebuerger Vollek veröffentlicht: 230207 Syrien wird erstickt

Israel – Palästina – Täglicher Tod

Zum dritten Mal im Januar hat sich der UN-Sicherheitsrat am Freitag (27.01.2023) mit der „Lage im Mittleren Osten, einschließlich der Palästinensischen Frage“, befasst. Das Treffen fand hinter verschlossenen Türen statt. Beantragt worden war die Diskussion von den Sicherheitsratsmitgliedern China, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Berichterstatter war der Sonderkoordinator für den Friedensprozess im Mittleren Osten, der norwegische Diplomat Tor Wennesland.
Thema war das „Massaker in Jenin“, die „tödlichste israelische Razzia in dem Lager Jenin seit zwei Jahrzehnten“, wie u.a. die britische BBC und der libanesische Nachrichtensender Al Mayadeen berichteten. Bei dem militärischen Einsatz der israelischen Armee in dem Flüchtlingslager am 26. Januar waren 9 Personen getötet und mehr als 20 Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt worden.
Der Artikel erschien in den Nachdenkseiten am 30.01.2023 und kann hier nachgelesen werden: https://www.nachdenkseiten.de/?p=93165

Hunger und Armut in Syrien

Januar 2023. Am libanesisch-syrischen Grenzübergang Masnaa herrscht Gedränge. Eine lange Schlange syrischer Taxis wartet auf die Abfertigung. In einer zweiten Schlange stehen libanesische Fahrzeuge, die Reisende nach Syrien bringen. Die syrischen Taxis liegen trotz weniger Fahrgäste tief auf der Straße. Ihre Tanks sind bis oben gefüllt, im Kofferraum liegt eine Gasflasche. Einen vollen Tank und eine Gasflasche vom Libanon nach Syrien zu transportieren ist nur für Taxis erlaubt. Mangels Fahrgästen hat sich der Transport von Benzin im eigenen Tank und einer Gasflasche für die syrischen Taxifahrer zu einer guten Einkommensquelle entwickelt.

Die Reportage erschien in der Zeitung vum Laetzebuerger Vollek (Luxemburg) am 28.01.2023: 230128_zlv_Hunger_und_Armut_in_Syrien

Beirut macht zu

Es gibt kaum Strom im Libanon, also liegen weite Teile des Landes häufig im Dunkel. Das Öl, das für die Stromerzeugung gebraucht wird, schaukelt auf Tankern vor der libanesischen Küste. Die Regierung streitet derweil darüber, wer autorisiert ist, Geld der Zentralbank freizugeben, um die Öllieferanten zu bezahlen. Die Summe addiert sich täglich um Strafgebühren von rund 25.000 US-Dollar, die der Zedernstaat dafür bezahlen muß, daß das Öl von den Tankschiffen nicht abgepumpt werden kann.

Der Bericht aus dem Libanon erschien am 18.01.2023 in der Zeitung vum Laetzebuerger Vollek (Luxemburg):230118_zlv_Beirut_macht_zu

In Deutschland ist der Text bei Hintergrund.de zu lesen: https://www.hintergrund.de/politik/welt/beirut-schliesst-die-pforten/

 

Politischer Stillstand, militärische Instabilität

Die wirtschaftliche und soziale Lage in Syrien verschärft sich. Das zurückliegende Jahr
2022 hat die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in Syrien weiter verschärft. Militärische Aktivitäten sind weitgehend auf Gebiete Syriens begrenzt, die nicht oder nicht vollständig unter der Kontrolle der syrischen Regierung stehen. Aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Konfrontation des von den USA geführten westlichen Blocks von EU und Verbündeten gegen Rußland, Iran und China, hat sich die mediale und diplomatische Isolation Syriens im westlichen Block verschärft.
Syrien vertieft derweil die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit Rußland, dem Iran und China. Eine von Rußland wiederholt vorgeschlagene Wiederannäherung zwischen der Türkei und Syrien fand im
Laufe des Jahres 2022 auf Ebene der nationalen Geheimdienste statt. Ende Dezember trafen sich die Verteidigungsminister beider Länder auf Einladung Rußlands in Moskau. Für Ende Februar 2023 ist ein Treffen der Außenminister der Türkei und Syriens in Ankara geplant.

Der Artikel erschien in Kurzfassung in der Berliner Tageszeitung junge Welt: https://www.jungewelt.de/artikel/441637.zwischen-euphrat-und-tigris-verfall-eines-landes.html sowie in Langfassung in der Zeitung des Laetzebuerger Vollek (Luxemburg): zlv_221231_Politischer Stillstand, militärische Instabilität

Brandherde im Nahen Osten

Im Gespräch mit Sabine Kebir von Weltnetz TV geht es um Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten und darum, wie sich die anhaltenden Spannungen politisch, wirtschaftlich und sozial auf die Menschen in der Region auswirken. Es geht um die Verschiebungen in den geopolitischen Bündnissystemen und um das interessensgeleitete Vorgehen des politischen Westens um die USA in der Region. Der Iran wendet sich – wie viele der drangsalierten Staaten in der Region – vom Westen ab und Russland und China zu. Untersucht werden die Gründe, weshalb sogar die Golfstaaten, einschließlich Saudi Arabiens ihre ausschließliche Bindung an die USA beenden und sich ebenfalls in Richtung Russland und China orientieren – eine Wiederbelebung der alten Seidenstraße auch in dieser Region.

Das Gespräch mit Weltnetz TV ist mit 1:24 Stunde sehr lang und kann hier angehört werden: https://youtu.be/SR58tyPXBak

Kurden – Spielball der Geopolitik

Verstärkte türkische Angriffe auf die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) in Nordsyrien kontrollierte autonome Verwaltung (Rojava) bringt in Erinnerung, wie  prekär die Situation im Nordosten Syriens ist. Daher befasst sich INTERNATIONAL in diesem Interview mit der kaum mehr beachteten Situation der Kurden im Nahen und Mittleren Osten – in der Türkei, Iran, Irak und Syrien. Wie auch andere Völker in der Region sind auch die Kurden Spielball der Geopolitik, deren mächtigste Akteure  spätestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts außerhalb der betroffenen Region sind.

Das Interview mit Fritz Edlinger von der Wiener Zeitschrift INTERNATIONAL kann hier angesehen werden: https://youtu.be/f05KMjCzvAg

«Die Welt ist in einer enormen Umbruchsphase»

Zeitgeschehen im Fokus Wir haben im Iran wieder einmal medial aufbereitete Unruhen, die im Westen vor allem als Kampf der «unterdrückten Frauen» gegen die Regierung analysiert werden, aber wohl einen anderen Hintergrund haben. Können Sie dazu etwas sagen?

Karin Leukefeld Wenn wir über diese Frage sprechen, dann möchte ich vorausschicken, dass wir sehr wenig über dieses Land wissen. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass der Iran seit der Islamischen Revolution vom Westen als Feindesland betrachtet wird. Vor dieser Zeit war der Iran unter der Regierung des Schahs ein Verbündeter der USA. Im «Westen» wissen die Menschen nicht sehr viel über dieses Land. Man bezeichnet die Regierung als «Extremisten» und seit dem Irakkrieg der USA 2003 als «Expansionisten». Dazu zählt man auch das Verhalten im Syrienkrieg an der Seite der syrischen Armee. Aber was gesellschaftlich innerhalb des Landes geschieht, darüber wissen wir sehr wenig. Was wir in den letzten Jahren sehen, ist die Folge von 9/11. Dazu muss man sich nochmals vor Augen halten, was der ehemalige US-General, Wesley Clark, berichtete, nämlich dass man nach den Anschlägen im Pentagon überlegt hatte, welche Länder man aus den Angeln heben soll: Der Iran gehörte auch dazu.

Das Interview erschien bei Zeitgeschehen im Fokus: https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-21-vom-30-november-2022.html#article_1439

 

Dialog mit Nachbarn – Von Schönen Worten und der Realität Europäischer Nachbarschaftspolitik am Beispiel Syrien

2010 sollte auf Wunsch der EU ein „Mittelmeerdialog“ die EU-Mitgliedsstaaten mit den Ländern rund ums Mittelmeer zusammenbringen, Partnerschaftsabkommen wurden vereinbart. Doch schon bald herrschte Krieg in Syrien. Im Bündnis mit der Türkei, den USA, Israel und einigen Golfstaaten unterstützte die EU Aufständische gegen die Regierung in Damaskus, mit der sie eben noch verhandelt hatte. Heute blockiert die EU nicht nur die Rückkehr von Flüchtlingen in ihre syrische Heimat, sie duldet die anhaltende Besatzung und Plünderung der syrischen Rohstoffe Öl, Weizen, Baumwolle  und Wasser und weigert sich, Sanktionen gegen Syrien aufzuheben. Das aber ist notwendig, damit das Land nach dem Krieg wieder auf die Beine kommen kann.

Was steckt hinter der „Nachbarschaftspolitik“, mit der die EU enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit, Stabilität, Wohlstand und Sicherheit an den EU-Außengrenzen versprach? Am Beispiel Syriens, dem sogenannten Nahostkonflikt und der MENA-Region wird gezeigt, wie schöne Worte den Kern von Politik verschleiern. Die Verschmelzung von EU und NATO führen auch zu einem immer engeren Medien- und Meinungskorridor über die politische, wirtschaftliche und militärische Eskalation in und um Europa. Das schwächt Kritik und Analyse und richtet den Blick auf immer neue „Bösewichte“, gegen die es angeblich zu Felde zu ziehen gilt. Die Reglementierung der Medien verschärft sich.

Der Vortrag am 25.11.2022 im EineWeltHaus München wurde von Gerhard Hallermayer (gh-film) aufgezeichnet und als Video veröffentlicht. Vielen Dank dafür. Er ist hier abrufbar:  https://youtu.be/mynfuMzPLNk