UN-Sicherheitsrat fordert „humanitäre Pausen“ des Krieges in Gaza – Israel lehnt ab

Nach vier vergeblichen Anläufen hat der UN-Sicherheitsrat in New York am Mittwoch (15.11.2023, New York Ortszeit) eine Resolution angenommen, die „dringende und ausgedehnte humanitäre Unterbrechungen“ des Krieges in Gaza fordert. „Für eine angemessene Anzahl von Tagen“ müssen „humanitäre Korridore im ganzen Gazastreifen“ eingerichtet werden, um Hilfsgüter zu verteilen und kranke und verletzte Personen evakuieren zu können.

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Brief an die Kinder in Gaza

Liebes Kind, es ist nach Mitternacht. Ich fliege mit einer Geschwindigkeit von Hunderten Meilen pro Stunde durch die Nacht. Tausende Meter über dem Atlantischen Ozean. Ich reise nach Ägypten. Ich will dort zur Grenze nach Gaza, bei Rafah. Wegen Dir. Von Chris Hedges. Übersetzung: Karin Leukefeld

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Israel und die Vereinten Nationen

Israel hat Probleme mit den Vereinten Nationen. Geht es um den Konflikt des Landes mit Palästina, geraten israelische Diplomaten schnell außer sich und fordern die Weltorganisation und deren Mitgliedsstaaten heraus. Das anhaltende Bombardement der Bevölkerung in Gaza, von dicht besiedelten Wohnvierteln, Flüchtlingslagern, Schulen, Krankenhäusern, ziviler Infrastruktur, von Journalisten und ihren Familien zeigt, dass Israel zentrale Vereinbarungen des internationalen Rechts ignoriert.

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Oktober 2023 – Nachrichten aus Gaza

„Ihr habt die Obstgärten meiner Vorfahren gestohlen/ Und das Land, das ich bebaut habe/ Und nichts habt Ihr uns gelassen/Außer diesen Steinen/…/Wenn ich hungrig werde/Wird das Fleisch des Besatzers meine Nahrung sein.“  (Mahmoud Darwish)

Im folgenden einige Notizen und Nachrichten aus Gaza, die die Autorin seit Beginn des Krieges erhalten hat. Informationssplitter aus einem verwüsteten Leben.

 „Schreibt was IHR wollt, es beschreibt den Horror, das Ausmaß an Zerstörung NICHT“ 

13. Oktober. AS (Name ist der Autorin bekannt) hat viele Angehörige in Gaza. Die Familie stammt aus einem Dorf nordöstlich von Gaza, das 1948 von zionistischen Milizen gestürmt wurde. Knapp 500 Menschen lebten dort 1948. Diejenigen, die den Sturm der Milizen überlebten, wurden Flüchtlinge im Gazastreifen. Tage lang versuchte AS die Angehörigen zur Flucht in den Süden des Gazastreifens zu überreden. Doch viele waren nicht bereit, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen, andere nahmen ihre Ausweise und zogen Richtung Süden, ohne zu wissen, wo sie bleiben sollten. Die Menschen erwarteten jeden Moment die israelische Bodenoffensive, so AS: „Die Hölle wird ausbrechen“.  (Quelle: privat)

Nachricht aus Gaza, 15.10.2023: „Wir haben Gaza Stadt verlassen und sind in den Süden gefahren. Der ist NICHT sicherer, ABER die Angriffe sind etwas weniger intensiv. Viele Bekannte von uns kamen bei den Angriffen ums Leben, LEIDER. Denkt bitte an uns. 2,5 Millionen Menschen sind der Weltgemeinschaft egal. Wären das Tiere, hätten die Tierschutzvereine dagegen protestiert. Mit vielen, sehr traurigen Grüßen“. (Quelle: bekannt)

16. Oktober. Tage lang hat Khalil M. (Name geändert) auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah gewartet. Er wartete auf seine Familie – Frau, Töchter, den Sohn – die im Gazastreifen von israelischen Bomben gejagt wird. Ihr Haus in Gaza Stadt ist zerstört, die Familie überlebte nur, weil sie seit Tagen Nacht für Nacht an anderen Orten geschlafen hatten. Bei Verwandten, bei anderen Verwandten, schließlich schlossen sie sich dem Zug der Unglücklichen an, die sich auf den Weg in den Süden des Gazastreifens machten, um den mörderischen Angriffen zu entgehen. Doch auch im Süden war es nicht sicher, wie sich bald herausstellte. Die Familie von Khalil M. bangte um ihr Leben und er bangte mit ihnen. Khalil hoffte, dass die Familie den Gaza-Streifen verlassen könnte, wenn die langersehnten Hilfsgüter aus Ägypten den Gaza-Streifen erreichen würden. Doch sie hatten sich getäuscht. Kein einziger Mensch wurde über die Grenze nach Ägypten evakuiert. Dafür erreichten die Hilfsgüter den Küstenstreifen unter Feuer. Israel bombardierte das Gebiet so intensiv und hart, wie an keinem der vorherigen Tage. Israelische Medien berichteten, das israelische Spezialkräfte in den Gazastreifen eingedrungen seien, während im Süden die Hilfsgüter über die Grenze fuhren. In den Hauptstädten der USA und Europas nennt man das „humanitären Korridor“.  (Quelle: Autorin) (….)

Der Artikel ist bei globalbridge.ch zu lesen: https://globalbridge.ch/oktober-2023-nachrichten-aus-dem-krieg/

In eigener Sache

Die Zeitung nd – ehemals Neues Deutschland – hat mir – am 11. September 2023 per Email – nach mehr als 20 Jahren die Zusammenarbeit aufgekündigt. Der Vorgang erinnert angesichts der Art und der Begründungen an das derzeitige Phänomen der „Cancel Culture“. Der Kollege Tilo Gräser hat mit mir über den Vorgang gesprochen. Das Interview ist bei den NachDenkSeiten zu lesen.

Vom ursprünglichen Selbstverständnis des Journalismus komplett entfremdet: https://www.nachdenkseiten.de/?p=105551

Das nd hat mir auf mein Antwortschreiben und die darin vorgebrachten Fragen nie geantwortet. Stattdessen war am Tag nach der Veröffentlichung des Interviews folgender Artikel bei nd-online.de zu lesen: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1177193.berichterstattung-aus-dem-nahen-osten-warum-das-nd-die-zusammenarbeit-mit-karin-leukefeld-beendet-hat.html

 

Palästina ist nicht allein

Der Krieg in Israel-Palästina ist die Folge falscher Politik. Für langjährige Beobachter der Entwicklung war der Angriff der Qassam-Brigaden auf Israel keine Überraschung. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich aus dem palästinensischen Volk der Unterdrückten eine Armee erheben würde, um sich zu wehren. Und obwohl die israelische Armee das Westjordanland abgeriegelt hat und den Gaza­streifen zerbombt, obwohl die Menschen in Gaza getötet und vertrieben werden, obwohl sich die mächtigen Verbündeten Israels in der westlichen Hemisphäre politisch, militärisch und medial an der Seite Israels aufstellen, hält der Angriff der palästinensischen Kämpfer an.

Der Artikel erschien in der Zeitung Unsere Zeit: UZ-231020-Palästina ist nicht allein

Meldungen aus dem Krieg – Israel, Palästina, Südlibanon

Als Reaktion auf den Tod von Zivilisten im Süden des Libanon durch Beschuß der israelischen Armee hat die libanesische Hisbollah am Wochenende gezielt Vergeltung
geübt. Nach Angaben der Organisation wurden an verschiedenen Orten Stellungen der israelischen Armee sowie Kommunikations- und Überwachungseinrichtungen mit Gewehrfeuer und Panzerabwehr-Lenkraketen zerstört. Bereits am Samstag waren
fünf israelische Militärstellungen von der Hisbollah angegriffen worden.
Ein Sprecher der Israelischen Armee bestätigte die Angriffe und sprach von einem
Toten und fünf verletzten Soldaten. Nach Angaben des Armeerundfunks waren bereits
zuvor aufgrund »eines operativen Fehlers während militärischer Marineaktivitäten nahe der Grenze zum Libanon „eine Soldatin getötet und ein Soldat verletzt “ worden.
Die Bevölkerung in verschiedenen Siedlungen in dem Gebiet südlich der »Blauen
Linie« wurde aufgefordert, die Schutzräume aufzusuchen. In der Siedlung Matulla
wurde die Bevölkerung aufgefordert, Türen geschlossen zu halten, weil mit »Infiltrationen« zu rechnen sei. Am ganzen Wochenende griff die israelische Armee libanesische Dörfer unweit der »Blauen Linie« aus der Luft und mit Artillerie an. Am Sonntag wurde schließlich eine 4 Kilometer breite Pufferzone entlang der »Blauen Linie« und die Evakuierung von 28 israelischen Siedlungen in dem Gebiet angeordnet.

Weiterlesen bei Zeitung vum Laetzebuerger Vollek: zlv 231017 Libanon – Blaue Linie unter Feuer

In Zeiten des Krieges – Südlibanon

14.10.2023. Am Vorabend hat die israelische Armee im Süden des Libanon gezielt eine Gruppe Journalisten beschossen. Issam Abdullah, ein libanesischer Videofilmer der Nachrichtenagentur Reuters, wurde getötet, zwei weitere Journalisten von Reuters, zwei Journalisten von Al Jazeera und eine AFP-Journalistin wurden verletzt. Den ganzen Tag war die Gruppe entlang der „Blauen Linie“ unterwegs gewesen, um die Lage zu beobachten, um Live zu übertragen. Am späteren Nachmittag übertrugen sie Bilder vom israelischen Beschuss von Dörfern, Bäume gingen in Flammen auf, große Rauchwolken waren zu sehen. Das Team nahm eine höher gelegene Position unweit des Ortes Aalma al-Schaab ein, um das Geschehen zu beobachten. Einige Journalisten trennten sich, um in den Ort zu fahren und mit Leuten zu sprechen.

Die Position der Journalisten war im offenen Gelände. Gegenüber liegt, jenseits der „Blauen Linie“, eine Militär- und Überwachungsbasis des israelischen Militärs bei einer Siedlung. Von dort feuerte ein Merkava-Panzer direkt auf die Gruppe. Der Videofilmer Issam Abdallah saß einige Meter von dem Übertragungsfahrzeug entfernt auf einer Mauer, um ein Live-Signal mit seiner Kamera herzustellen, damit die Kollegen übertragen konnten. Er wurde zuerst getötet, dann ging das Fahrzeug der Journalisten in Flammen auf. Der Wagen war mit einer Satellitenschüssel auf dem Dach deutlich als Pressefahrzeug zu erkennen und entsprechend gekennzeichnet. Die Journalisten trugen Helm und Schutzwesten mit der Aufschrift „Presse“.

Weiterlesen bei globalbridge.ch: https://globalbridge.ch/in-zeiten-des-krieges-unterwegs-im-suedlichen-libanon/

Steht dem Nahen Osten ein neuer Krieg bevor?

Es sei „der schlimmste Angriff auf Israel seit dem Krieg 1973“, sagte US-Außenminister Antony Blinken im US-Nachrichtensender CNN am vergangenen Wochenende. Blinken reagierte damit auf eine Militäroperation der palästinensischen Qassam-Brigaden gegen Israel am Samstagmorgen. Washington werde „Israel mit allem unterstützen, was es braucht, um mit der Lage umzugehen“. Als einen Grund hinter dem Angriff sah Blinken den Versuch, die US-Bemühungen zu unterbrechen, die Beziehungen Israels mit den arabischen Staaten zu normalisieren. Insbesondere nannte Blinken die Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien, auf deren „Normalisierung“ sich die US-Außenpolitik seit Monaten konzentriert. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ordnete die Entsendung des Flugzeugträgers Gerald Ford ins östliche Mittelmeer an. Die US-Administration werde die israelische Armee mit zusätzlicher Ausrüstung, Nachschub und Munition versorgen, hieß es.

Erschienen bei den NachDenkSeiten: https://www.nachdenkseiten.de/?p=104968

Überleben in Syrien – Begegnungen auf Märkten in Damaskus

Früher konnte man auf Scheich Saad gute Geschäfte machen, sagt Herr Maher, der
seit dem Jahr 2000 einen Laden für Herrenbekleidung führt. Auf die Frage, wie seine
Geschäfte heute verglichen zu damals seien, blickt er ungläubig auf. »Verglichen zu damals? Sie können die Zeit damals überhaupt nicht mit heute vergleichen«, sagt er kopfschüttelnd. »Heute leben die Menschen von einem Tag auf den anderen aus der Hand Gottes. Damals waren unsere Geschäfte so gut, daß wir uns jedes Jahr einen neuen Laden hätten kaufen können.« Kundschaft aus aller Welt sei über die syrischen Märkte geströmt, die syrischen Textilien seien weltweit bekannt gewesen für ihre gute Qualität.  »Jeden Wunsch konnten wir uns und unseren Kindern erfüllen«, sagt Herr Maher und hängt einen Moment seinen Erinnerungen nach. »Heute sind die Menschen damit beschäftigt, Essen für die Familie auf den Tisch zu bekommen. Heute geht es nur noch ums Überleben.«

Weiterlesen: zlv 231003 Überleben in Syrien