Wie die Interessen des Westens in Syrien den Menschen die Luft abschnüren

Allmonatlich wird über „die politische Lage in Syrien“ im UN-Sicherheitsrat debattiert. Am 9. Februar 2021 war es hinter verschlossenen Türen wieder so weit. In einer „nicht öffentlichen“ Videositzung informierte der UN-Sonderberichterstatter Geir O. Pedersen über den Fortgang der UN-gesponserten Syrien-Gespräche in Genf und rief die Anwesenden zu „konstruktiver internationaler Diplomatie“ auf.

„Mehr denn je“ sei er „überzeugt, dass ohne diese kein Weg wirklich weiter führen wird“.  Es gäbe kaum Vertrauen und wenig politischen Willen, Kompromisse zu finden, und „es gibt einen Mangel an politischem Raum, um Kompromisse einzugehen“. Vieles, was für die verschiedenen Seiten wichtig sei, habe nichts mit der Verfassung zu tun und „liegt noch nicht einmal in den Händen der Syrer selbst“, so Pedersen. „Es muss verhandelt werden“, das wisse jeder in Syrien und außerhalb. „Aber die meisten Akteure scheinen nur daran interessiert zu sein, dass sich die andere Seite zuerst bewegt.“

Der Beitrag erschien bei RT Deutsch: https://kurz.rt.com/2f9s

Die Levante im westlichen Würgegriff

Im Gespräch mit Sabine Kebir von Weltnetz TV geht es zunächst um die Wirtschafts- und Finanzkrise im Libanon, durch die sich die Lage der Bevölkerung dramatisch verschlechtert hat. Hinzu kommen die Auswirkungen westlicher Sanktionen und die syrisch-libanesische Grenzschließung wegen Corona. Ausführlich geht es um die schwierige Lage der syrischen Christen, die Karin Leukefeld  zu Weihnachten in verschiedenen Teilen des Landes besucht hat.  Viele sind nicht in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Leukefeld zeigt Fotos von zerstörten Kirchen und Häusern christlicher Familien, die – ähnlich wie Geschäfte und Wohnungen von Juden im 3. Reich – durch Sympathisanten der Djihadisten  gekennzeichnet und deren Bewohner dann verschleppt wurden. Viele christliche Familien nehmen Einwanderungsangebote westlicher Staaten an, allen voran Kanada. Manche äußern die Vermutung, „dass unsere Gesellschaft zerstört werden soll“. Der Westen hat die Wiege der eigenen Zivilisation verraten:  die Urchristen in Palästina, Irak und Syrien.

Weltnetz TV: https://weltnetz.tv/video/2449-die-levante-im-westlichen-wuergegriff

Thema Syrien: Ein Land trotzt westlicher Sanktionspolitik

Foto Karin L.eukefeld, Ein Junge packt Essen ein. Tadmur/Palmyra Dezember 2020

Syrien Ende Dezember 2020. Der strahlend blaue Himmel wölbt sich über dem Antilibanon-Gebirge nordwestlich von Damaskus. Nach langen Wartestunden ist es gelungen, den Tank des Wagens mit ausreichend Benzin zu füllen, im Kofferraum steht ein alter Blechkanister mit weiteren 20 Litern Ersatz. Wir sind auf dem Weg Richtung Norden. Auf der Reiseroute stehen Orte mit alteingesessener christlicher Bevölkerung: Maalula, Homs, Tadmur und Karjatain und schließlich Aleppo. Ein Besuch im Kloster Deir Mar Musa wird von der Klostergemeinschaft abgelehnt: »Wir empfangen niemanden«, sagt Schwester Huda am Telefon. »Das ist eine Sicherheitsvorkehrung gegen das Coronavirus.“

Die Reportage erschien hier: jW-Thema_210128_Syrien_Reportage

Wie westliche Sanktionen in Syrien Unternehmen und Menschen schaden

»Eine Journalistin aus Deutschland sind Sie? Herzlich willkommen hier bei uns in Scheich Najjar, aber sagen Sie Ihrer Bundeskanzlerin, sie soll die Exportbedingungen für uns endlich lockern. Sehen Sie sich an, was für ein bürokratischer Aufwand betrieben werden muss, bis wir ein Ersatzteil für unsere Maschinen bestellen können!« In Begleitung seines persönlichen Assistenten ist Faisal Ghajar im Eilschritt in das Büro des Empfangschefs gekommen, um mich zu begrüßen. Zornesfalten stehen ihm auf der Stirn, als er den Sicherheits- und Empfangschef Bassam Dawalibi anweist, mir ein Schreiben zu zeigen. Der steckt mir rasch eine Corona-Schutzmaske mit der Inschrift »Al-Feisal Spinnery« zu, dann breitet er das Schreiben auf einem Tisch aus.

Die Reportage erschien im Neuen Deutschland und kann hier gelesen werden: nd 210128 Im Würgegriff

Verpasste Chancen für die Levante

Zehn Jahre nach den Aufständen in der arabischen Welt hat sich für die mehr als 400 Millionen Menschen nichts zum Guten geändert. Kriege im Jemen und in Libyen, Besatzung und Sanktionen in Syrien, Wirtschaftskrisen fast überall, Rüstungswettlauf am arabischen Golf, der unter erheblichem Druck von den USA in den letzten 20 Jahren im Rahmen des „Krieges gegen den Terror“ in eine Frontstellung zum Iran gebracht wurde.

Als sich im Dezember 2010 in der tunesischen Kleinstadt Sidi Bouzid der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi selbst angezündet hatte, richteten sich Kameras aus aller Welt auf das Land. Heute nehmen sich Menschen im Libanon und in Syrien das Leben, weil Wirtschaftskrise und Sanktionen ihnen und ihren Familien eine menschenwürdige Existenz unmöglich machen. Doch keine Kameras berichten, keine Politiker melden sich zu Wort. Außer einseitigen Analysen und Darstellungen, die nur die eigene Sichtweise bestätigen, geben hiesige Medien keinen Aufschluss darüber, warum der große Aufbruch in den arabischen Staaten scheiterte. Die Region werde absichtlich an ihrer Entwicklung gehindert, schreibt der libanesische Ökonom Ali Kadri, der an der Nationalen Universität von Singapur (NUS) lehrt.

Der Artikel erschien bei Telepolis und kann hier gelesen werden: 210117 Verpasste Chancen für die Levante

 

Der Vermittler

Am 3. Januar 2020 wurden der iranische General Kassem Soleimani, der Militärchef der irakischen Volksmobilisierungseinheiten Abu Mahdi Al-Muhandis und
ihrer Begleiter am Flughafen von Bagdad durch eine US-Drohne ermordet. Ein Jahr danach ist das US-Verbrechen im Mittleren Osten nicht vergessen. Bilder des prominenten Generals und Politikers Soleimani schmücken zahlreiche Straßen und Dörfer im Libanon. Auch in Syrien ist sein Gesicht allgegenwärtig. Politiker und Militärs
erinnerten kurz vor dem Jahrestag der Ermordung an den General der iranischen
»Revolutionsgarden«. Im Westen gilt Soleimani nach wie vor als Terrorist, in
der Region aber wird er – jenseits der mit dem Westen und Israel verbündeten
Golfstaaten – als Held und Vermittler geehrt.

Die Schwerpunktseite erschien in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-210103-Der-Vermittler

 

Kicken im Dunkeln

Die Kirche St. Georg im Aleppiner Ortsteil Sulaimanija liegt im Dunkeln. Hier spielen Kinder Fußball. Das Spielfeld lässt sich nur erahnen. Schatten huschen hin und her, man hört aufgeregtes Rufen. Als der Ball auf den Stufen des Kircheneingangs aufschlägt, ist blitzschnell ein junger Kicker da, um ihn wieder zurück auf das Spielfeld zu schießen. Dann verschwindet er johlend im Dunkel.

Ein Rückblick: Vier Jahre ist es her, dass am 22. Dezember 2016 nach offiziellen Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) 34.000 Personen aus dem Osten von Aleppo evakuiert wurden. Die Stadt war wieder unter Kontrolle der syrischen Streitkräfte, die von Russland, der libanesischen Hisbollah und dem Iran bei der Rückeroberung unterstützt worden waren. Bis heute ist unklar, wie viele der Personen Kämpfer, wie viele ausländische Offiziere und wie viele Zivilisten waren.

Der Beitrag aus Aleppo erschien am 29.12.2020 in der Berliner Tageszeitung Junge Welt: jw-201229-Kicken-im-Dunkeln

Weihnachten unter Sanktionen: Auf den Spuren der syrischen Christen

Für die Christen in Syrien fällt das diesjährige Weihnachtsfest glanzlos aus. Die farbig leuchtenden Dekorationen an Kirchen und Häusern, die früher Tausende in die christlichen Viertel zogen, um an dem Fest teilzunehmen, sind rar gesät. Die Preise für notwendige Alltagsgüter sind hoch, die US-Besatzung der syrischen Öl- und Gasressourcen, die Plünderung von Weizen, Öl und Baumwolle im Nordosten des Landes, Finanz- und Wirtschaftssanktionen von EU und USA verschärfen die Not der Menschen.

Der Beitrag erschien bei Russia Today Deutsch: https://de.rt.com/der-nahe-osten/111007-weihnachten-trotz-terror-und-sanktionen/

Keine Zukunft ohne Strom, Heizöl und Arbeit

Die Lage der Christen in Syrien ist äußerst schwierig. Wie die gesamte Bevölkerung leiden sie unter dem Mangel lebensnotwendiger Gebrauchsgüter und unter horrenden
Preissteigerungen. Wer kann, sucht das Weite und geht ins Ausland.

Die Reportage erschien in der Berliner Tageszeitung Neues Deutschland: nd 201223 Keine Zukunft ohne Strom, Heizöl und Arbeit

Maximaler Druck, Jahresrückblick Syrien

Nach zehn Jahren Krieg ist in Syrien die militärische Konfrontation einem harten Wirtschaftskrieg gewichen, der von den USA und der EU mit ihren Verbündeten durch einseitig verhängte wirtschaftliche Strafmaßnahmen und das Mitte Juni erlassene US-Caesar-Gesetz geführt wird. Letzteres richtet sich auch gegen Unternehmen, Einzelpersonen und Staaten, die mit Syrien wirtschaftlich und politisch kooperieren.
Flankiert wird dieser Wirtschaftskrieg von zahlreichen Unterstellungen und Anschuldigungen gegen die syrische Regierung mit dem Ziel, diese international zu isolieren. Die Führung um Präsident Baschar Al-Assad wird von syrischen Auslandsoppositionellen und deren westlichen Gastländern in Medien, Büchern, Dokumentationen, Artikeln und Interviews mit Anklagen und Gerichtsverfahren konfrontiert, um die öffentliche Meinung im Westen negativ zu beeinflussen.

Der Jahresrückblick erschien in der Berliner Tageszeitung Junge Welt am 21.12.2020: jw-201221-Jahresrückblick-Syrien-Maximaler-Druck