Syrien nach dem Erdbeben

Das jüngste Erbeben hat in Syrien und der Türkei katastrophale Schäden verursacht. Davon ist vor allem die syrisch-türkische Grenzregion in besonderem Maße betroffen. Hier sind zwei Staaten betroffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite eine regionale Großmacht mit der zweitgrößten Armee aller NATO-Staaten, auf der anderen Seite ein international weitgehend sanktioniertes Land, innerlich gespalten und durch die Folgen des Krieges schwerst gezeichnet. Erschwert wird die aktuelle Situation auch noch durch die von den USA und den westlichen Staaten verhängten Sanktionen. Bereits am 10.11.2022 war von der UN-Sonderberichterstatterin Alena Douhan die sofortige Aufhebung aller einseitigen Sanktionen gefordert worden. Die Notsituation vor allem in den syrischen Gebieten hat sich durch das Erdbeben dramatisch verschlechtert, daher ist es absolut notwendig, diesen Vorschlag so rasch wie möglich zu realisieren.

Das Interview mit Fritz Edlinger von der österreichischen Zeitschrift für internationale Politik INTERNATIONAL wurde am 9. Februar veröffentlicht und kann hier angehört werden: https://www.youtube.com/watch?v=c8ZjwIoxe2s

Verloren in Syrien

Das schwere Erdbeben, das am vergangenen Montagmorgen das türkisch-syrische Grenzgebiet erschütterte, hat Reliefweb zufolge bis zu 15.000 Menschenleben gefordert. Die Zahl der Verletzten wird von dem UN-Portal, das über humanitäre Hilfe weltweit berichtet, mit mehr als 30.000 angegeben. Doch mit jeder Stunde steigen die Opferzahlen und die Schäden werden deutlich. Sowohl in der Türkei als auch in Syrien sprachen Überlebende davon, dass sie an den Weltuntergang dachten, als die Erde unter ihnen bebte und ihre Heimat, ihre Nachbarschaft, ihre Familien, ihren Alltag, ihr Lebenswerk und alle Pläne zerstörte. Das Erdbeben ist für die Menschen jenseits aller Grenzen eine schreckliche Erfahrung und eine schwere Belastung. Für das kriegszerstörte, international vom Westen politisch, wirtschaftlich und medial blockierte Syrien ist die Last dennoch größer. Krieg und Wirtschaftskrieg, Flucht und Vertreibung, Tod und Zerstörung – Syrien hat seit 2011 alles verloren, was es aus eigener Kraft aufgebaut hatte. Bei der international versprochenen Hilfe für die Menschen in den verwüsteten Gebieten werden große Unterschiede deutlich. USA, EU und auch die Bundesregierung verteilen ihre Hilfe selektiv.

Der Beitrag erschien am 9. Februar auf der kritischen Webseite NachDenkSeiten: https://www.nachdenkseiten.de/?p=93570

Nach dem Krieg das Erdbeben

Am frühen Montagmorgen um 3.20 Uhr (Ortszeit Beirut) wurde die östliche Mittelmeerregion von einem schweren Erdbeben erschüttert. Das Epizentrum unweit der südosttürkischen Stadt Kahramanmaraş lag etwa 20 Kilometer unter der Erdoberfläche, das Beben wurde mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala gemessen. In den türkischen Städten Kahramanmaraş, Malatya, Gaziantep, Diyarbakır und İskenderun stürzten viele Häuser ein. In Syrien waren vor allem Aleppo und Idlib sowie die Küstenstädte Latakia, Jableh und Tartus betroffen. Das Beben war entlang der gesamten Küstenregion der Levante bis zum Gazastreifen und auf Zypern zu spüren.

Der Bericht erschien in der Berliner Tageszeitung Neues Deutschland, nd.Der Tag am 7.2.2023: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170771.tuerkei-syrien-syrien-nach-dem-krieg-kam-das-erdbeben.html

Syrien wird erstickt

Westliche Besatzung und einseitige Strafmaßnahmen verletzten die syrische Souveränität und das Völkerrecht.

Die Autobahn nach Aleppo ist ungewöhnlich leer. Ab und zu sind Busse oder Lastwagen zu sehen, PKWs kaum. Benzin und Diesel sind rar und teuer geworden in Syrien, Nah-, Regional- und Fernverkehr können die Menschen sich nicht mehr leisten. Obst und Gemüse, Weizen oder Milchprodukte sind sehr teuer, weil für den Transport und die Verarbeitung der Einsatz von Maschinen und Öfen erforderlich ist, die ohne Strom oder Treibstoff nicht funktionieren. Die kleinen Service-Busse, die die Vororte der Großstädte
mit den Zentren verbinden, stehen in langen Schlangen vor den Tankstellen, um einige Liter Treibstoff zu erhalten. Fahrgäste, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen
sind, weil sie kein Benzin mehr für ihre eigenen Autos kaufen können, müssen lange auf einen Transport warten.

Die Reportage aus Aleppo wurde am 7. Februar in der Luxemburger Zeitung vum Laetzebuerger Vollek veröffentlicht: 230207 Syrien wird erstickt

Israel – Palästina – Täglicher Tod

Zum dritten Mal im Januar hat sich der UN-Sicherheitsrat am Freitag (27.01.2023) mit der „Lage im Mittleren Osten, einschließlich der Palästinensischen Frage“, befasst. Das Treffen fand hinter verschlossenen Türen statt. Beantragt worden war die Diskussion von den Sicherheitsratsmitgliedern China, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Berichterstatter war der Sonderkoordinator für den Friedensprozess im Mittleren Osten, der norwegische Diplomat Tor Wennesland.
Thema war das „Massaker in Jenin“, die „tödlichste israelische Razzia in dem Lager Jenin seit zwei Jahrzehnten“, wie u.a. die britische BBC und der libanesische Nachrichtensender Al Mayadeen berichteten. Bei dem militärischen Einsatz der israelischen Armee in dem Flüchtlingslager am 26. Januar waren 9 Personen getötet und mehr als 20 Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt worden.
Der Artikel erschien in den Nachdenkseiten am 30.01.2023 und kann hier nachgelesen werden: https://www.nachdenkseiten.de/?p=93165

Hunger und Armut in Syrien

Januar 2023. Am libanesisch-syrischen Grenzübergang Masnaa herrscht Gedränge. Eine lange Schlange syrischer Taxis wartet auf die Abfertigung. In einer zweiten Schlange stehen libanesische Fahrzeuge, die Reisende nach Syrien bringen. Die syrischen Taxis liegen trotz weniger Fahrgäste tief auf der Straße. Ihre Tanks sind bis oben gefüllt, im Kofferraum liegt eine Gasflasche. Einen vollen Tank und eine Gasflasche vom Libanon nach Syrien zu transportieren ist nur für Taxis erlaubt. Mangels Fahrgästen hat sich der Transport von Benzin im eigenen Tank und einer Gasflasche für die syrischen Taxifahrer zu einer guten Einkommensquelle entwickelt.

Die Reportage erschien in der Zeitung vum Laetzebuerger Vollek (Luxemburg) am 28.01.2023: 230128_zlv_Hunger_und_Armut_in_Syrien

Beirut macht zu

Es gibt kaum Strom im Libanon, also liegen weite Teile des Landes häufig im Dunkel. Das Öl, das für die Stromerzeugung gebraucht wird, schaukelt auf Tankern vor der libanesischen Küste. Die Regierung streitet derweil darüber, wer autorisiert ist, Geld der Zentralbank freizugeben, um die Öllieferanten zu bezahlen. Die Summe addiert sich täglich um Strafgebühren von rund 25.000 US-Dollar, die der Zedernstaat dafür bezahlen muß, daß das Öl von den Tankschiffen nicht abgepumpt werden kann.

Der Bericht aus dem Libanon erschien am 18.01.2023 in der Zeitung vum Laetzebuerger Vollek (Luxemburg):230118_zlv_Beirut_macht_zu

In Deutschland ist der Text bei Hintergrund.de zu lesen: https://www.hintergrund.de/politik/welt/beirut-schliesst-die-pforten/

 

Politischer Stillstand, militärische Instabilität

Die wirtschaftliche und soziale Lage in Syrien verschärft sich. Das zurückliegende Jahr
2022 hat die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in Syrien weiter verschärft. Militärische Aktivitäten sind weitgehend auf Gebiete Syriens begrenzt, die nicht oder nicht vollständig unter der Kontrolle der syrischen Regierung stehen. Aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Konfrontation des von den USA geführten westlichen Blocks von EU und Verbündeten gegen Rußland, Iran und China, hat sich die mediale und diplomatische Isolation Syriens im westlichen Block verschärft.
Syrien vertieft derweil die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit Rußland, dem Iran und China. Eine von Rußland wiederholt vorgeschlagene Wiederannäherung zwischen der Türkei und Syrien fand im
Laufe des Jahres 2022 auf Ebene der nationalen Geheimdienste statt. Ende Dezember trafen sich die Verteidigungsminister beider Länder auf Einladung Rußlands in Moskau. Für Ende Februar 2023 ist ein Treffen der Außenminister der Türkei und Syriens in Ankara geplant.

Der Artikel erschien in Kurzfassung in der Berliner Tageszeitung junge Welt: https://www.jungewelt.de/artikel/441637.zwischen-euphrat-und-tigris-verfall-eines-landes.html sowie in Langfassung in der Zeitung des Laetzebuerger Vollek (Luxemburg): zlv_221231_Politischer Stillstand, militärische Instabilität

Brandherde im Nahen Osten

Im Gespräch mit Sabine Kebir von Weltnetz TV geht es um Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten und darum, wie sich die anhaltenden Spannungen politisch, wirtschaftlich und sozial auf die Menschen in der Region auswirken. Es geht um die Verschiebungen in den geopolitischen Bündnissystemen und um das interessensgeleitete Vorgehen des politischen Westens um die USA in der Region. Der Iran wendet sich – wie viele der drangsalierten Staaten in der Region – vom Westen ab und Russland und China zu. Untersucht werden die Gründe, weshalb sogar die Golfstaaten, einschließlich Saudi Arabiens ihre ausschließliche Bindung an die USA beenden und sich ebenfalls in Richtung Russland und China orientieren – eine Wiederbelebung der alten Seidenstraße auch in dieser Region.

Das Gespräch mit Weltnetz TV ist mit 1:24 Stunde sehr lang und kann hier angehört werden: https://youtu.be/SR58tyPXBak

Kurden – Spielball der Geopolitik

Verstärkte türkische Angriffe auf die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) in Nordsyrien kontrollierte autonome Verwaltung (Rojava) bringt in Erinnerung, wie  prekär die Situation im Nordosten Syriens ist. Daher befasst sich INTERNATIONAL in diesem Interview mit der kaum mehr beachteten Situation der Kurden im Nahen und Mittleren Osten – in der Türkei, Iran, Irak und Syrien. Wie auch andere Völker in der Region sind auch die Kurden Spielball der Geopolitik, deren mächtigste Akteure  spätestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts außerhalb der betroffenen Region sind.

Das Interview mit Fritz Edlinger von der Wiener Zeitschrift INTERNATIONAL kann hier angesehen werden: https://youtu.be/f05KMjCzvAg